Skip to main content

14. Februar 2024

Zürcher Geld für die Naturzerstörung in den Alpen?

Im Rahmenkredit für erneuerbare Energieerzeugungsanlagen der Stadt Zürich sind Mittel für den Bau eines Wasserkraftwerks im Trift-Gebiet vorgesehen. Das Gebiet ist ein unberührtes Naturjuwel, Lebensraum bedrohter Arten und würde durch den Kraftwerksbau vollständig zerstört. Aqua Viva fordert die Stadt daher auf, die Mittel für das Wasserkraftwerk aus dem Rahmenkredit zu streichen.


«Angesichts der existierenden Alternativen müssen wir Naturjuwelen wie das Trift-Gebiet nicht für die Energieerzeugung opfern. Als Vorreiterin in Sachen Umweltschutz sollte die Stadt Zürich mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, wie wir Klima- und Biodiversitätsschutz miteinander in Einklang bringen.»

Salome Steiner, Geschäftsleiterin Aqua Viva

Der Stadtrat der Stadt Zürich beantragt im Gemeinderat zuhanden der Stimmbevölkerung einen Rahmenkredit über 300 Millionen Franken für erneuerbare Energieerzeugungsanlagen. Mit diesen Mitteln wird das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich befähigt, die Stromproduktion aus Sonne, Wind und Wasser weiter auszubauen. Aqua Viva begrüsst den Rahmenkredit als wichtigen Beitrag zu Energiewende und Klimaschutz. Wir kritisieren aber die im Rahmenkredit enthaltenen Mittel für den Bau eines Wasserkraftwerks im Trift-Gebiet und fordern deren Streichung. 

Studien aus den letzten drei Jahren haben den ökologischen Wert des Trift-Gebiets und seine Schützenswürdigkeit bestätigt. Die Studien haben beispielsweise 58 Wasserinsekten nachgewiesen, die durch das Kraftwerk ihren Lebensraum verlieren. Darunter zwei Arten der Roten Liste, zehn potentiell gefährdete Arten, sieben national prioritäre Arten und vier Alpen-Endemiten – also Arten, die ausschliesslich im Alpenraum vorkommen. Die Studien belegen ausserdem, dass das Trift-Gebiet die Kriterien zur Aufnahme ins Bundesinventar der Auen erfüllt, eines der sechs Gletschervorfelder in der Schweiz mit den grössten Lebensraumpotentialen und den angrenzenden BLN-Gebieten ebenbürtig ist.

    Aqua Viva kämpft für den Erhalt des Trift-Gebiets und hat beim Verwaltungsgericht des Kantons Bern Beschwerde gegen das Kraftwerks-Vorhaben eingereicht. In Bezug auf die erneuerbaren Energieprojekte des Rahmenkredits erwartet die Gewässerschutzorganisation auch von der Stadt Zürich eine fachlich und juristisch korrekte und faire Interessenabwägung. Aspekte des Natur- und Landschaftsschutzes müssen dabei ebenso einfliessen wie die der Energienutzung.

    MEHR GEWÄSSERNEWS

    Das Forellen-Paradies Lammschlucht bleibt unberührt

    Die einzigartige Lammschlucht war durch ein Wasserkraftwerk bedroht. Dem Gewässer sollten bis zu 90 Prozent des fliessenden Wassers entnommen werden – mit fatalen Folgen für die Natur. Dank des Engagements von Aqua Viva und anderen Umweltschutzorganisationen konnte die Lammschlucht erhalten bleiben.

    Gletschervorfelder: Schutzbedarf und Entwicklung

    55 Gletschervorfelder und 15 alpine Schwemmebenen sind im Bundesinventar der alpinen Auen verzeichnet. Durch die Gletscherschmelze entstehen weitere grosse Areal – doch wie steht es um deren Schutz? Der Biodiversitätsverlust erfordert eine Neubewertung der Nutzungsinteressen.

    Naturgefahren im Zusammenhang mit Gletscherschmelze und Klimawandel

    Der Klimawandel sorgt für grosse Verluste von Gletscherfläche und -volumen. Daraus ergeben sich weitreichende Folgen für die Landschaften des Hochgebirges und mögliche Naturgefahren. Christian Huggel von der Universität Zürich gibt einen Überblick zu den möglichen Gefahren und wie wir damit umgehen können.

    Neuland mit vielseitigem Potenzial

    Der Gletscherrückzug schafft junge, ungestörte Lebensräume mit grossem Potenzial. Ihre Vielfalt und Dynamik sind besonders wertvoll, doch einige sind durch den Ausbau der Wasserkraft bedroht. Daher ist es wichtig, Schutzinstrumente für Gletschervorfelder und alpine Schwemmebenen zu kennen.