Trift: Ein Naturjuwel in Not
Der Grosse Rat des Kantons Bern hat heute der KWO die Konzession für die Nutzung der Wasserkraft im Triftgebiet erteilt. Damit ebnet er den Weg für die Zerstörung einer unberührten Berglandschaft mit intakten Auen, sprudelnden Bergbächen und sich entwickelnden Moorflächen. Aqua Viva wird sich auch weiterhin für den Erhalt dieses einzigartigen Naturjuwels einsetzen.
«Das Triftgebiet hat einen unermesslichen Wert und Potential als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Für viele Menschen im Oberhasli und darüber hinaus ist es zudem wichtiger Teil ihrer Heimat und Sinnbild Schweizer Identität», sagt Salome Steiner, Geschäftsleiterin von Aqua Viva. Die Gewässerschutzorganisation wird nun prüfen, wie sie zum Erhalt des Triftgebiets beitragen kann.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurde in der oberen Trift durch den Gletscherrückgang ein Talkessel frei, in dem heute der Triftsee liegt. Diesen will die KWO mit einer 177 Meter hohen Mauer aufstauen und hat hierfür 2017 ein Konzessionsgesuch eingereicht. Durch den Bau würde das wertvolle Gletschervorfeld vollständig zerstört und das Triftwasser, welches aus dem Triftsee als wilder Bergbach talabwärts fliesst, gefasst und zur Restwasserstrecke degradiert. Angesichts der heute existierende Alternativen zur Stromproduktion aus Wasserkraft und der bereits starken Beeinträchtigung unserer Gewässer, sieht Aqua Viva darin einen nicht zu begründenden Eingriff in unberührte Berg- und Gewässerlandschaften der Schweiz.
Durch den Gletscherrückgang hat sich im Triftgebiet die Landschaft stark verändert. Neue, dynamische und vom Menschen unberührte Lebensräume sind entstanden. Der Triftsee sowie die Schwemmebene unterhalb des Gletschers sind die offensichtlichsten Zeugen dieser Entwicklung. Letztere ist bereits derart wertvoll, dass sie alle Kriterien für die Aufnahme ins Bundesinventar der Auen erfüllt. Dort leben Arten wie der Alpensalamander oder Scheuchzers Wollgras, die durch den Bau des Wasserkraftwerks ihren Lebensraum unwiederbringlich verlieren.
Das Artensterben ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit und die durch die Gletscherschmelze neu entstehenden Flächen haben ein enormes Potential für unsere Tiere und Pflanzen. Eine Studie (Geo7 2020) hat die Dynamik aller grösseren, bis ins Jahr 2100 eisfrei werdenden Gletschergebiete der Schweiz hinsichtlich ihres ökologischen Wertzuwachses untersucht. Unter den sechs Gebieten mit dem höchsten Entwicklungspotential befindet sich das Vorfeld des Triftgletschers. Die Autoren sehen daher einen «stark erhöhten Schutzbedarf» für das Gebiet.
Dass nun ausgerechnet hier ein Kraftwerk entstehen soll, zeigt wie gefährlich und unüberlegt dieses Projekt hinsichtlich der Biodiversität ist. Die Schweiz nutzt bereits rund 99 Prozent des verfügbaren Wasserkraftpotentials. Umgekehrt leiden unsere Gewässer und die darin lebenden Tiere und Pflanzen. Weniger als fünf Prozent des Gewässernetzes gelten noch als vollständig intakt. Solange wir nicht das immer noch in weiten Teilen brachliegende Potential bei der Solarenergie und der Energieeffizienz nutzen, dürfen Lebensräume wie die Trift nicht der Stromproduktion geopfert werden.
Aqua Viva wird sich daher auch weiterhin für den Erhalt des Triftgebiets einsetzen.
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Hintergründe
Besonders wertvoll
Eine Studie von Geo7 hat ergeben, dass sich das Triftgebiet unter den sechs wertvollsten grösseren und bis ins Jahr 2100 eisfrei werdenden Gletschergebiete der Schweiz befindet.
Schützenswert
Eine aktuelle Kartierung des Trift-Gebiets von Mary Leibungut zeigt, dass dieses die Kriterien für die Aufnahme ins Bundesinventar der Auen erfüllt und somit geschützt werden müsste.
→ Mary Leibungut (2022): Gletschervorfeld Trift. IGLES-Kartierung 2022