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Reichenbachfall in Gefahr

Medienmitteilung - 15. Februar 2021 - Schattenhalb / Schaffhausen

Der durch Sherlock Holmes bekannte Reichenbachfall ist ein eindrückliches und geschütztes Naturschauspiel. Das oberhalb liegende Kraftwerk Schattenhalb 3 nutzt jedoch so viel Wasser aus dem Reichenbach, dass der Wasserfall regelmässig zum Rinnsal verkümmert. Die BKW als Kraftwerksbetreiber haben nun eine weitere Erhöhung der nutzbaren Wassermenge beantragt. Aqua Viva, der Verein Schattenhalb 4 und der Grimselverein haben Einsprache erhoben und fordern das touristisch bedeutende Naturjuwel in seiner Einzigartigkeit zu erhalten.

«Aufgrund weitreichender Ausnahmereglungen dürfen die BKW zur Stromerzeugung bereits heute mehr Wasser aus dem Reichenbach nutzen, als es die Restwasserbestimmungen des Gewässerschutzgesetzes eigentlich vorsehen. Den dreissten Versuch nun weitere Gewinne auf Kosten des einzigartigen Reichenbachfalls zu erzielen, lehnen wir ab», sagt Esther Leitgeb, Leiterin Gewässerschutz bei Aqua Viva.

Die von der BKW beantragte Erhöhung der maximal nutzbaren Wassermenge von 2.8 auf 3.36 Kubikmeter pro Sekunde würde dazu führen, dass an rund 110 Tagen im Jahr bis zu 560 Liter pro Sekunde weniger den Wasserfall hinabfliessen. Dies gefährdet die optische und akustische Einzigartigkeit des Naturschauspiels und ist nicht mit den Schutzzielen des Kantons Bern vereinbar.

Die Konzession für das Kraftwerk Schattenhalb 3 sieht heute ganzjährig keine oder nur minimale Restwassermengen für den Reichenbach vor. Lediglich im Sommerhalbjahr ist während der Betriebszeit der Reichenbachfallbahn an mindestens zehn Stunden pro Tag eine minimale Restwassermenge von 850 Liter pro Sekunde vorgesehen. 850 Liter pro Sekunden ergeben jedoch keinen Wasserfall und schon gar keinen Reichenbachfall. Bis heute bringt der Reichenbach jedoch an rund 110 Sommertagen so viel Wasser, dass die BKW nur einen Teil davon nutzen können. An diesen Tagen fliesst mehr als das vorgeschriebene Restwasser über den Fall. Diese zusätzlichen Wassermengen die wesentlich zum Erhalt des einzigartigen Erscheinungsbilds des Wasserfalls beitragen, würde nun um 560 Liter pro Sekunde reduziert.

Grund für die beantragte Erhöhung ist ein angeblich erhöhter Abfluss des Reichenbachs aufgrund der zunehmenden Gletscherschmelze. Laut BKW könne daher deutlich mehr Flusswasser zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne die aktuell geltende minimale Restwassermenge zu unterschreiten. Wenn die BKW im Vergleich zur Konzessionsvergabe von einem erhöhten Abfluss ausgehen und mehr Wasser aus dem Reichenbach turbinieren möchten, müsste dies gemäss Gewässerschutzgesetz jedoch auch eine Erhöhung der Restwassermenge und weitere Ausgleichsmassnahmen im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes zu Folge haben.

Ihr Kontakt

Tobias Herbst

Tobias Herbst

Bereichsleiter Kommunikation

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